Mittwoch, 13. April 2011

Der höchste Berg meines Lebens - bis jetzt...

Ein Wochenende vor dem Flaggenschwur, habe ich mich mit Daniel und Philipp zusammen auf den Weg gemacht, den Guagua-Pichincha zu besteigen.

Dieser Berg liegt etwas "hinter" dem Rucu-Pichincha (von Quito aus gesehen). So machten wir uns morgens per Bus auf in einen kleinen Ort namens "Lloa" (gesprochen: Joa), etwa 30 Minuten vom Zentrum von Quito entfernt und anschliessend ging es für uns per pedes den Berg hinauf.


Ein recht unscheinbarer Ort



Daniel im Vorder- und Philipp im Hintergrund



Ein Stück des Weges.
Nein, das ist noch LANGE nicht der Gipfel...


So marschierten wir und marschierten wir, wohlwissend, dass ein langer Weg vor uns lag.
Ziel des Tages war das Refugio etwa 200 bis 300 Meter unterhalb des Gipfels, wo wir die Nacht verbringen wollten.
Auf dem Weg fanden wir viel Landschaft, die es zu bewundern galt:


Man beachte den wiederbewachsenen 'Zaunpfahl' im Hintergrund :D



Fast wie Ostfriesland, nur ein bisschen steiler.
Ja, das sind Friesenkühe!


Nach ..hm.. geschätzten 3 Stunden sah die Landschaft dann so aus:




Und wiederum etwa eine Stunde später befanden wir uns im sog. Páramo, dem Gebiet oberhalb der Baumgrenze:



Nach insgesamt etwa 5 (!) Stunden des Wanderns (und einiger Pausen versteht sich ;) ) gelangten wir an folgendes Schild (BEWEISE :D):


Die Höhe des Schildes beträgt 4.129 Meter über NN und die Dauer (duración) bezieht sich auf die Strecke bis zum Teleférico bei Quito



Das Ziel im Blick, die Vorderseite des Guagua-Pichinchas



Der "Padre Encantado": Ein Gipfel, den wir am nächsten Tag besteigen würden und dahinter, etwas höher, der Gipfel des Rucu-Pichinchas


Leider hatten wir auf der letzten Stunde unseres Weges Pech mit dem Wetter, so dass wir nach insgesamt ca. 6 Stunden des Wanderns ziemlich durchnässt, aber glücklich, im Refugio ankamen, in dem auch ein paar einhemische Bergsteiger verweilten, die jedoch die Nacht im Zelt etwas abseits verbrachten.

Wir verbrachten im Refugio, trotz Schlafsäcken, eine SEHR kalte Nacht, standen aber schon gegen 5 Uhr auf damit sich uns folgender Anblick bot:


Quito bei Nacht und unter Wolken


Der Weg zum Gipfel führt in einem einzelnen "Zick-Zack" nach oben, wobei am einzigen Wendepunkt des Weges der Schrein (irgend-)einer Jungfrau und ein "Gipfelkreuz"(?) aufgestellt waren. (Anm: Es gibt in Ecuador SO viele heilige Jungfrauen, dass ich keine Aufzählung anfangen werde)

Wir haben uns dann, dick eingepackt, auf den Weg nach oben gemacht und haben an jenem Wendepunkt den Sonnenaufgang verfolgt. Es war einfach atemberaubend schön...


Der Silberstreif



Etwa 2 Minuten, nach der ersten Aufnahme



Etwa 7 Minuten, nach der ersten Aufnahme



Etwa 15 Minuten, nach der ersten Aufnahme.
Rechts sieht man den "Antisana" und links eine Flanke des "Cayambe"


Danach ging es auf den Gipfel, wobei wir auf dem Weg auch einen guten Blick auf den Krater hatten:


Der Krater hat einen Durchmesser von ca. 1,6 km und Steilwände von bis zu 700 Metern.



Der 'Gipfelstein' - 4781 Meter über NN


Als wir auf dem Gipfel (inkl. Gipfelstein) ankamen, erschien uns die nächste Erhöhung jedoch höher, weswegen Philipp und ich uns dorthin auf den Weg machten und auch knappe 15 Minuten später dort ankamen.


Gipfelstürmer



Daniel neben dem 'Gipfelstein'



Links der 'Antisana', rechts der 'Cotopaxi' und in der Mitte der 'Gipfel' des Guagua-Pichincha.
Wisst ihr jetzt, was Schönheit ist?



Danach ging es zurück zum Refugio, wo wir frühstückten und anschliessend in Richtung Rucu-Pichincha aufbrachen.


Vor dem Refugio



Zwischen den Bergen.
Wir sind über den Kamm gelaufen und ein wenig kann man auch den Weg erkennen, den wir gegangen sind.



Ein Päuschen im Grünen =)


Leider haben wir die Abzweigung in Richtung Rucu-Pichincha verpasst und haben fälschlicherweise den "Padre Encantado" bestiegen, was wir zu dem Zeitpunkt natürlich noch nicht wussten.
So haben wir eine zeitlang versucht an der Gegenseite abzusteigen, was sich irgendwann als unmöglich herausstellte und als wir, oben wieder angekommen, in dicke Wolken geraten waren, haben wir uns für einen Abbruch entschieden.


Es war SEHR steil...


Und darum wird man vor Wolken im Gebierge gewarnt...


Beachtet den Unterschied zu dem vorherigen Bild...


So sind wir den ganzen Weg (dann wieder unter klarem Himmel) zurück zum Refugio gelaufen, mangels Transport eine eeeewige Strecke (schätzungsweise die Hälfte) zurück nach Lloa um dann glücklicherweise auf ein Auto zu stoßen, welches vom Gipfel herab kam und uns freundlicherweise sogar bis nach Quito(!) brachte.

Ecuadorianer sind eben manchmal doch gar nicht so schlecht wie ihr Ruf ;)

Zusammenfassung:
Am ersten Tag haben wir innerhalb von 6 Stunden zu Fuß etwa 1.400 Höhenmeter überwunden. Die Wegstrecke kann ich beim besten Willen nicht schätzen.
Am zweiten Tag haben wir den 4.784 Meter hohen Guagua-Pichincha und später den 4.566 Meter hohen 'Padre Encantado' (=Verzauberter Vater) bestiegen und mussten dann leider wegen des Wetters und gewisser Erschöpfung umkehren.

Trotz des etwas unglücklichen Endes war es ein toller Ausflug, der zwischendurch SEHR, SEHR anstrengend aber absolut lohnenswert und wunderschön war.

Ich hoffe ich konnte dem Eindruck mit den Bildern einigermaßen gerecht werden.

Warum ist das nun der höchste Berg "... bis jetzt"?
Weil ich in der Zeit zwischen Ende Mai und Mitte Juni den Cotopaxi besteigen möchte, der mit seinen 5.897 Metern noch deutlich höher (und anstrengender :D) ist.

Liebe Grüße aus Quito,Ecuador
Dirk

PS: Ich habe mich in diesem Bericht bereits sehr kurz gefasst ;)

1 Kommentar:

  1. Hallo!
    Ich bin soeben per Zufall auf diesen Bericht gestossen - vielen Dank dafür! Selber habe ich im Jahr 1991 als 19-jährige gemeinsam mit meinem damaligen Freund den Guagua Pichincha auf der genau gleichen Route bestiegen. Wir schleppten das Zelt von Lloa aus hinauf und sind dann am selben Tag noch bis zum Gipfel - und 700 Höhenmeter hinunter in den Krater marschiert. Dort haben wir das Zelt aufgestellt und die Nacht im Vulkankrater verbracht! Am nächsten Tag zuerst 700 Höhenmeter wieder hinauf auf den Gipfel und dann alles runter nach Quito....

    Herzliche Grüsse aus der Schweiz!
    Eliane Bärtschi

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