Dienstag, 5. Juli 2011

Semana santa Sierra-tour

NEUE FOTOS! - 04.08.2011

In Ecuador wird die ganze Woche vor Ostern "Semana santa" (= heilige Woche) genannt und besteht nur aus Feiertagen. Dafuer wird am "deutschen" Ostermontag schon wieder gearbeitet.
Diese Gelegenheit zum Reisen liess ich mir jedoch nicht entgehen und mangels Begleitung fuhr ich eben alleine los.

Meine erste Station am Sonntag (17.04) was das etwa einstuendig entfernte "Latacunga", zu dem ich allerdings etwa drei Stunden brauchte, weil ich zuerst noch zwei Stunden durch Quito fahren musste.
In Latacunga angekommen macht ich mich direkt auf den Weg zum Hostal, welches ich vorher im Reisefuehrer gefunden hatte um dort mein Reisegepaeck zu lassen waehrend ich nach "Quilotoa" weiterfahren wollte.
Da es erst 12 Uhr mittags war, war ich aber der erste Neuankoemmling an diesem Tag und hatte Gelegenheit mit der Hostalbesitzerin ein wenig zu plaudern.
Diese eroeffnete mir, dass der letzte Bus nach Quilotoa um 11 Uhr abgefahren sei.
Na toll.

Nach kurzem Ueberlegen entschloss ich mich meine Reiseplaene ein wenig umzustellen.
So zog ich meinen Besuch von Ambate, den ich fuer den naechsten Tag geplant hatte, vor und wuerde am naechsten Tag die Kraterlagune von Quilotoa besichtigen.

Zurueck am Busterminal schnappte ich mir auch sogleich einen Bus nach Ambato und kam dort auch eine gute Stunde spaeter an.

Da ich noch keine so rechte Ahnung hatte, was es dort zu sehen gibt, machte ich mich, mit dem Reisefuehrer (mit Karte) bewaffnet, per Bus, auf in Richtung Zentrum um mir einige Stadtparks anzusehen.

Nach etwa fuenf Minuten des Fahrens hielt der Bus auch schon wieder und blieb dort fuer gute zehn Minuten in einer Seitenstrasse stehen.
Nach Zentrum sah das hier aber noch nicht aus, weshalb ich im Bus sitzen blieb und nach weiteren zehn Minuten Fahrt erkennen musste, dass ich mich nun eindeutig aus dem Zentrum entfernt hatte.
Also stieg ich aus um mir ein Taxi heran zu winken.
Dem Fahrer nannte ich den Namen eines sehr zentralgelegenen Parks und landete 1,50$ spaeter eine Strasse parallel zur Seitenstrasse, in der der Bus gewartet hatte.
Das kommt davon, wenn man keine Ahnung hat und nicht nachfragt...

Nun war ich aber endlich im Stadtkern und machte meine eigene kleine Stadttour durchs Zentrum, deren Strassen deutlich kleiner waren, als ich anfangs annahm.
Dabei kam ich an einigen schoenen Parks und Kirchen vorbei u.a. auch an einer Kathedrale, die direkt an einen Park grenzte.
Kurz darauf habe ich mir dann auch "Salchipapas" (spr. Saltschipapas = Pommes mit Wurst), das ecuadorianische Pendant zu "Currywurst mit Pommes" zum Mittagessen gekauft. Fuer 1,25$ =)
Essenderweise bin ich weiter durch die Strassen von Ambato gelaufen bis ich zu einer bestimmten Strassenecke kam.
Das hier eine Bushaltestelle ist, sieht man auch nur, wenn man es weiss, da keinerlei Schild darauf hinweisst.
Aber das gibt es in Ecuador ja oefter.

Mit dem Bus bin ich in ein nahegelegenes Dorf namens (ich weiss den Namen grad nicht mehr xD) gefahren, um dort die angebotenen Ledersachen zu durchstoebern.
Meine einzige Ausbeute blieb letztlich ein schoener Volllederguertel (<- Neues Wort fuer Hangman!) fuer sagenhafte sieben Dollar, mit dem ich mich spaeter auf den Rueckweg nach Ambato machte.

Dort ging ich auf dem Weg zum Busterminal noch in ein DVD-Geschaeft (in dem es wahrscheinlich nicht eine original DVD gibt) und kaufte mir drei Filme und eine Musik-DVD fuer insg. fuenf Dollar.
Ich werde mich erst wieder sehr an die deutschen Preise gewoehnen muessen...

Zurueck in Latacunga habe ich dann im Hostal noch Celine aus Frankreich kennengelernt, die am naechsten Tag auch die Lagune von Quilotoa besuchen wollte.

Am naechsten Morgen sind wir also zusammen nach Quilotoa gefahren.
Nach 2 1/2 Stunden Fahrt durch typische "Sierra" (=Hochland)-Landschaften hielten wir in einem kleinen, recht kalten Dorf unter grauen Wolken.
Von einer Lagune wait und breit nichts zu sehen.
"Ihr muesst da die kleine Anhoehe hinauf" sagte unser Busfahrer.
50 Meter weiter sah das Ganze dann so aus:


Irgendwie steh ich im Bild :o

Nach einem kleinen Abstieg von ein paar Minuten drehten wir wegen anfangendem Regen und fehlender Zeit wieder um, denn mein Bus zurueck nach Latacunga wuerde in wenigen Minuten fahren.
So verabschiedete ich mich von Celine und machte mich in Latacunga ueber Ambato auf den Weg nach Riobamba, wo ich auch abends eintraf.
Dort schnappte ich mir im Regen ein Taxi und liess mich zum Hotel fahren, in dem ich mir nachmittags schon telefonisch ein Zimmer reserviert hatte.

Am naechsten Morgen ging ich nach dem Fruehstueck zuerst zum Bahnhof, der direkt gegenueber lag.
Der Bahnhof selbst ist schon eine Attraktion, denn das Eisenbahnnetz in Ecuador ist ueberschaubar winzig, was eben auch Bahnhoefe aeusserst selten macht.
Ein Grund mehr mein Vorhaben einer Bahnfahrt umzusetzen.
Im schoen gestalteten Gebaeude musste ich aber leider feststellen, dass ich von Riobamba aus nicht losfahren konnte, da die Strecke zur Zeit grundsaniert wird.
Um zu meinem Ziel, der beruehmten "Nariz del diablo" (=Teufelsnase) zu kommen, wuerde ich vorher rund zwei Stunden mit dem Bus zu einem Ort namens "Alausí" fahren muessen.

Im Anschluss machte ich einen Rundgang durch die Stadt, wobei ich wieder an vielen Parks und Kirchen vorbeikam.

Gegen Mittag kam ich wieder ins Hotal, liess meine Sachen dort und machte mich mit "Salchipapas" auf zu einem Park, um dort in Ruha zu essen.
Kaum hatte ich mich niedergelassen, ertoente etwas hinter mir eine schwergetragene, traurige Musik von Blechinstrumenten.
Davon neugierig gemacht, begab ich michzur Ecke des Parkes, wo die Musik herkam.

Ziemlich verbluefft war ich, als ich erkannte, dass hier gerade eine riesengrosse Prozession anlaesslich der Kreuzigung Jesu begang.
Aergerlicherweise hatte ich meine Kamera im Hotel gelassen.
Also ging ich schnell zurueck um sie zu holen, denn es schien mir, dass die Prozession noch lange unterwegs sein wuerde, was sich auch als richtig herausstellte.



Diese schweren Schreine zu tragen gilt als Buße. Damit die Personen nicht erkannt werden, tragen sie diese Masken.

Nachdem ich einige Fotos geschossen hatte, organisierte ich noch meine Fahrt nach Alausí und das ich schon um 8 statt um 11 Uhr mit dem Zug fahren konnte. Danach ging ich zurueck ins Hotel um mich dort zu entspannen (Kabelfernsehen =) ).

Um 4:30 klingelte bereits mein Wecker, da schon um 5:30 der Bus nach Alausí abfuhr.
Diesen habe ich auch ohne Probleme gekriegt und kam etwa zwei Stunden spaeter auch in Alausí an, wo ich mich auf die Suche nach dem Bahnhof machte.
Dort angekommen wartete ich auf dem Bahnsteig und staunte nicht schlecht, als die Gringos vor mir sich auf Deutsch unterhielten.
Das wirkte irgendwie sehr fehl am Platz.

Wie sich dann schnell herausstellte, waren quasi alle Passagiere des Wagons Deutsche. So konnte ich aber auch unterwegs einige neue Bekanntschaften machen und ein bischen von meinem Freiwilligendienst erzaehlen.


Es war auch noch ein Zugbegleiter an Bord, der uns auf dem Weg viele Dinge erzaehlte. So erfuhren wir zum Beispiel, dass der Bau hauptsaechlich General Eloy Alfaro zu verdanken ist, der erst General und spaeter Praesident (1895–1901 und 1906–1911) von Ecuador war und das diese Lokomotivenart, von der wir gezogen wurden, extra fuer Bergstrecken in Ecuador und Suedafrika in Frankreich konstruirt wurden.
Ausserdem fuhren wir bergab mit etwa 30 km/h (bergauf etwas schneller) und kamen von 2300 Hoehenmetern auf 1800 m NN.

Nach etwa einer halben Stunde kamen wir dann zur "Nariz del diablo", die ihren Namen daher hat, weil rund 2500 Menschen ihr Leben beim Bau der Strecke verloren haben.
Da macht das Zugfahren gleich gar keinen Spass mehr...

Im Zick-zack fuhren wir an dem kleinen Berg hinunter und kamen auch direkt in der Bahnstation an, von wo man einen viel besseren Blick auf die Teufelsnase hat.




Der kleine Berg im Hintergrund ist die "Nariz del diablo"

Dort hatten wir etwa eine Stunde Aufenthalt, bis wir wieder die gleiche Strecke zurueckfuhren.

Wieder in Alausí schloss ich mich Lucas und seiner Familie an, die ich im Zug kennengelernt hatte.
Lucas ist auch ein Freiwilliger, der noch bis Ende Juli mit dem "Deutschen Entwicklungsdienst" (DED) hier ist.
Zu der Zeit war seine Familie zu Besuch und gemeinsam sind sie mit einem Mietwagen durch Ecuador gefahren.

So ergab sich fuer mich gluecklicherweise die Gelegenheit mitzufahren, da sie, wie ich, noch am selben Tag zu den Ruinen von "Ingapirca" wollten. Eine muehsame Suche nach den richtigen Busverbindungen blieb mir somit erspart.

Nachmittags kamen wir dann bei den Ruinen an, wo wir zuerst ein paar Broetchen zu Mittag assen.
Die Ruinen waren nicht derart spektakulaer, aber schon sehr interessant anzuschauen, vor Allem, wenn man bedenkt, welche Gebaeude zeitgleich in Europa gebaut wurden (wir sprechen hier vom 16ten Jahrhundert, also Endzeit der Gotik / Anfang des Barock).
Wie haetten sich diese Kulturen, die das Rad zur Fortbewegung nicht kannten, wohl entwickelt, wenn sich die Conquistadores noch vierhundert Jahre Zeit gelassen haetten?


Überblick über "Ingapirca"

Im Anschluss hat mich die Familie noch an der Panamericana (DER Hauptstrasse durch Ecuador) abgesetzt, wo ich einen Bus nach Guayaquil kriegen konnte.
Mit mir zusammen ist noch ein junger Ecuadorianer eingestiegen, mit dem ich ins Gespraech kam und mich mit ihm bis Guayaquil unterhalten habe, was immerhin 3 1/2 Stunden dauerte.

Dort angekommen war Elvis, mein ecuadorianischer Begleiter, sogar so freundlich mir bei der Hostalsuche zu helfen, da er selbst auch aus Guayaquil kommt.
Als ich dann ein Zimmer hatte (ohne Fenster, scheussliches Bas, aber Klimaanlage und Kabelfernsehen), haben wir uns verabschiedet und ich bin schnell ins Bett gegangen.

Am naechsten Morgen machte ich mich auf die Suche nach einer Baeckerei, was "Downtown" gar nicht so leicht ist. Nachdem ich dann endlich eine gefunden hatte, machte ich mich schliesslich wieder auf die Suche nach meinem Hotel, was "Downtown" gar nicht so leicht ist ;)
Als ich gefuehlte zweimal die "6 de Octubre" (= die Hauptstrasse, vergleichbar mit dem Kudamm in Berlin) rauf- und runtergelaufen war, stellte ich fest, dass ich eine Parallelstrasse weiter rechts suchen muesste, woraufhin ich das Hostal auch direkt fand.

Dort startete ich dann meinen Rundgang durch die Stadt, wie er im Reisefuehrer beschrieben war.
Vorbei an der Kathedrale und dem "Parque de Iguanas", indem auch wirklich Echsen mitten in der Stadt zu finden waren, kam ich zur Uferpromenade "Malecón 2000".


Echsen im Iguana-Park


Inkognito (Ecuador-shirt) am Malecón

Diverse Sehenswuerdigkeiten gab es hier. Darunter eine von Gustave Eiffel entworfene, alte Markthalle, eine byzantinisch anmutende Uhr und das Rondell, welches das Wahrzeichen von Guayaquil ist und eine Begegnung von Simon Bolivar und José de San Martín darstellt.


Das Wahrzeichen Guayaquils

Eine nahestehende, junge Frau bat ich ein Foto von mir mit dem Wahrzeichen zu machen, woraufhin sie mich bat, dasselbe fuer sie und ihre Freundinnen zu tun.
Daraufhin fragte sie mich noch, ob ich nicht Lust haette sie zu begleiten, da sie gerade einer Freundin aus Paraguay ebenfalls die Stadt zeigten.
Dankend nahm ich das Angebot an und gemeinsam gingen wir auf der Uferpromenade weiter. Dabei kamen wir an einem tropischgestalteten Garten vorbei und besuchten ein Museum ueber die Geschichte Guayaquils mit einer grossen Ausstellung der praekolumbianischen Zeit, welches am oestlichen Ende des "Malecón" liegt.


Diese Figuren sind über 1500 Jahre alt.

Weiter ging es zu den "Las Peñas", einem Huegel neben dem Museum, auf dem Guayaquil gegruendet wurde und wo heutzutage viele Kuenstler leben sollen.
Ausserdem war es ein sehr strategisch wichtiger Punkt am Fluss "Guayas", der frueher auch von Piraten kontrolloiert wurde.

Zudem hat man nach 444 Treppenstufen einen sehr schoenen Ausblick auf das umliegende Guayaquil.


Blick auf Guayaquil. Der Malecón liegt eben links, außerhalb des Bildes.

Auf dem Weg nach unten (und nach einem gemeinsamen Pilsener) verabschiedete ich mich von meinen Begleiterinnen und lief weiter zum Zentralfriedhof.
Dieser Friedhof gilt als einer der schoensten Amerikas mit diversen, teils enorm aufwendigen Steinskulpturen.


Eine aufwendige und wunderschöne Engelsskulptur mit Kreuz
(Beachtet, wie "lebensecht" der Stoff aussieht)

Bemerkenswert fand ich auch die Tatsache, wie sich der Reichtum an den Graaebern ablesen liess.

Die Reichen hatten ihre Graeber an der "Hauptstrasse" mit aufwendigen Skulpturen und Mausoleen bis hin zu kleinen Kapellen.
Die Mittelschicht war drumherum in vierstoeckigen Parzellen "untergebracht", in denen immer eine Steinplatte mit Namen des Verstorbenen eingelassen war und die Aermsten hatten dahinter (fuer mich nicht zu erreichen) einfache Holzkreuze, teils windschief aufgestellt.

Danach ging ich durch ein paar Seitenstrassen, die wohl sonst eher selten von Touristen besucht werden zu einem weiteren schoenen Park im Stadtzentrum, wo ich mich auch ein bischen von der Lauferei erholte.

Dieser Park muendet auch wieder in die 6 de Octubre, die ich entlang lief, aus dem Hostal meine Sachen holte und mit dem Taxi zum Busterminal fuhr.

Dort bekam ich es schon fast kurzzeitig mit der Angst zu tun, als mir zwei Busunternehmen hintereinander sagten, sie haetten fuer diesen Tag keine Tickets mehr und ein Haufen Leute im Terminal unterwegs war. Und das obwohl noch sechs bis sieben Busfahrten fuer heute auf dem Programm standen...
Beim naechsten Schalter hatte ich aber Glueck, auch wenn ich dann gut 1 1/2 Stunden warten musste.
Genug Zeit um noch lecker zu essen ;)

Auf der Fahrt stellte sich heraus, dass wir nicht zum Terminal Quitumbe fahren konnten, da eine Strasse (vllt wegen eines Erdrutsches?) nicht befahrbar war, was bedeutete, dass der Bus direkt in den Norden Quitos fuhr. Fuer mich sogar praktischer =)
Nach rund zehn Stunden Fahrt waren wir dann auch in Quito, wobei ich genau puenktlich aufwachte, um dem Busfahrer zu sagen, er solle mich doch bitte hier rauslassen, so dass ich sogar zu Fuss nach Hause laufen konnte =)

Damit endete meine "Sierra"-tour, die fuer mich auch ein bischen, wie die Vorbereitung auf meinen Reisemonat war, da ich waehrend der ganzen Zeit immer wieder etwas organisieren, suchen oder buchen musste, was aber an und fuer sich sehr entspannt von statten ging.

Ausserdem fiel mir auf, dass man sehr viel schneller neue Leute kennenlernt, als wenn man mit mehreren Personen unterwegs ist und die ganze Zeit mit diesen etwas macht.

Mir hat die Reise jedenfalls viel Spass gemacht und vielleicht auch nochmal einen neuen Blick auf die Menschen hier ermoeglicht.

Liebe Gruesse aus Machu Picchu Pueblo (Aguas Calientes), Peru
Dirk =)