Sonntag, 19. Juni 2011

Galápagos Teil II - Von Traumstränden und der Evolution

Bei der Einfahrt in den Hafen von "Puerto Ayora" haben wir auch gleich, unter vielen Anderen, "unser" Schiff entdeckt:
Ein Segelkatamaran mit dem Namen: "Valkyria"


Die "Valkyria" im Hafen von Puerto Ayora


Blick vom Pier über einen Teil des Hafens


Anlegemanöver

Nachdem unsere Fähre vor Anker gegangen ist sind wir auch sogleich mit einem Beiboot an Bord gegangen und konnten dort ersteinmal unser Quartier beziehen.

Die Bootscrew bestand aus vier Personen: Dem Kapitän, dem Koch, dem Mechaniker und dem Stuart. Dazu kamen wir, der Guide und eine Familie, die am Nachmittag auf Baltra landen sollte.

Da das Schiff für insg. 10 Passagiere plus Crew ausgelegt ist, hatten wir, auch nach Ankunft der Familie, mehr als ausreichend Platz für uns.

Da es noch recht früh war, machten wir uns auch gleich wieder, per Schlauchbeiboot, auf den Weg an Land.
Ziel war die vielversprechendklingende "Tortuga Bay".

Durch den Ort ging es zu einer etwas höhergelegenen "Kontrollstation" des Nationalparks, in der uns der Guide in eine Besucherliste eintrug. Dann ging es weiter über einen in der Sonne schier nicht endenwollenden Weg, an lauter Büschen, Bäumen und endemischen (= einzigartigen) Kakteen vorbei zu einem der schönsten Strände, die ich bisher gesehen habe...


Schöne Aussicht


Ein einsamer Geselle


Traumstrand


Leider, leider konnten wir dort auf Grund der starken (Unter-)strömung nicht schwimmen, sind dann aber dem ganzen Strand gefolgt um hinter einer kleinen Landzunge in einer anderen (nicht ganz so schönen) Bucht uns eine Abkühlung zu holen.

Auf der Landzunge, die wir kreuzten konnten wir noch alle vier Mangrovenarten von Galápagos bewundern.


Von links nach rechts:
Rote Mangrove
Weiße Mangrove
Schwarze Mangrove
Knopfmangrove

Nachdem wir etwa eine Stunde in der erstaunlich flachen, aber angenehm kühlen Bucht verbracht haben, begaben wir uns auf den Rückweg, wobei wir (nach einer weiteren scheinbar endlosen halben Stunde) am Ende des Weges und zurück am Kontrollhäuschen nichts mehr von der Abkühlung spürten, da uns doch die, im Zenit stehende, Sonne mächtig eingeheizt hatte.

Zurück an Bord erwartete uns dann auch schon das Mittagessen und wenig später kamen unsere Quartiernachbarn an.
Eine, wirklich supernette, Familie mit zwei Töchtern aus Colorado, USA.

Nach einer schönen Siesta, in der die Familie ihrerseits zu Mittag aß, ging es für uns zur, im Inneren der Insel gelegenen, Farm "El Chato", zu der sich sehr oft Schildkröten verirren, wodurch diese Farm zur Touristenattraktion geworden ist.

Dort konnten wir auch mehrere Riesenschildkröten beim fressen und entspannen beobachten.

Im Anschluss fuhren wir etwa fünf Autominuten zu beeindruckend großen Lavatunneln, in die man etwa 100 Meter, in der Horizontalen, hineingehen konnte.

Schon erstaunlich, wenn man sich vorstellt, dass hier vor ein paar hundert Jahren die Lava zirka sechs Meter breit und fünf Meter hoch geflossen ist. Und dazu über eine Strecke von bis zu zwei Kilometern (dann aber nicht mehr so breit).

Zum Abendessen haben wir uns wieder an Bord eingefunden und uns ein wenig bekannter mit der Familie gemacht. Außerdem haben Johanna und ich ein Schachspiel entdeckt, mit dem wir uns auch in den nächsten Tagen ein wenig die Zeit nach dem Essen vertrieben haben.


Am nächsten Tag sollte es ursprünglich zur Insel "Daphne Mayor" gehen, allerdings war diese zu jener Zeit von der Nationalparkleitung gesperrt um den Tieren auf dieser sehr kleinen Insel etwas Ruhe zu gönnen.

Stattdessen sind wir nach einem leckeren Frühstück zu einer Bucht namens "Carapatero" gefahren, wo wir Kajak fahren und uns schwimmend abkühlen konnten.

Bei durchschnittlichen Temperaturen von ca. 27° im Schatten und 12 Stunden Sonne/Tag war dies auch ein willkommener Programmpunkt.

Zusätzlich konnten wir dort in den seichten Gewässern auch diverse Tiere beobachten können, wie z.B. Seegurken, Krebse, kleine Fische und Galápagos-Seemöwen.


Seegurke mit Größenvergleich


Eine Galápagos-Lavamöwe

Nach unserer Kajaktour durch die anliegende Bucht, in der wir insbesondere Vögel (u.a. auch Blaufüßtölpel) und Krebse sahen, konnten wir auf dem Rückweg zu unseren Handtüchern auch eine sog. Geisterkrabbe entdecken, die sonst nur sehr selten beobachtet werden können, da sie sehr scheu sind und sich schnell in ihre Löcher zurückziehen.


Seltenes Glück

Am Nachmittag ging es dann für uns zur Charles-Darwin-Station auf der anderen Seite des Hafens. Bevor wir jedoch den Eingang erreichten hatten, konnten wir von einem alten Pier aus einen "Marine Iguana" (= Meeresechse) schwimmen sehen und wenig später noch einen, laut Aussage unseres Guides, Mantarochen.
Ich ziehe die Aussage aber in Zweifel, da ein Mantarochen doch deutlich größer gewesen sein müsste.
Vermutlich handelt es sich eher um die gleiche Rochenart, die wir vor Isabela gesehen haben.



Der vermeintliche Mantarochen

Weiter ging es in Richtung Darwin-Foundation, als wir (wieder einmal) auf eine endemische Art trafen.
Diesmal in Form des Kaktusses, der besonders durch seinen Stamm auffällt, der auch von einem 'normalen' Baum stammen könnte.
Diese Kakteen gibt es ausschließlich auf Galápagos und werden bis zu 5 – 6 Meter hoch.


Das Mädchen links gehörte auch zu unserer Reisegruppe =)

Dann aber betraten wir die Charles-Darwin-Station, in der naturschutzbiologisch für den Erhalt der Flora und Fauna der Galápagos-Inseln gearbeitet und geforscht wird.

Dort erfuhren wir viel über die Entstehung des Archipels und sahen diverse Schildkröten von mehreren Unterarten in der Aufzuchtstation.

In den Bildunterschriften zitiere ich ein paar Informationstafeln (englisch) aus der Darwin-Station:



"'Tortoise Nursery and Adaptation Pens'
Newborn tortoises are kept in these terrariums for the first two years of life, to protect them from possible predators such as rats.
Then they move to the adaptation pen, where they will stay until the curvature of their shell grows to 20 – 25 cm long, which means an age of approximately 4 to 6 years.
To avoid mistakes, tortoises are marked with color-coded paint to show their islands of origin and each individuals number."



"'Incubation'
Eggs are collected from nests in the field and brought to the Breeding Center, where they are kept in incubators for 120 – 150 days.
The tortoises' sex is determined by the temperature during incubation. Eggs incubated at a temperature of 29.5°C become females and those incubated at 28°C become males."


Da werden doch sofort moralisch-ethische Grundfragen über Geburtenkontrolle wach.


Neben dieser Aufzuchtstation, um das Überleben der Schildkröten zu sichern (wie auch auf Isabela), beherbergt die Darwin-Station auch einige ältere Exemplare (~ 120 Jahre) verschiedener Unterarten, von denen der Berühmteste wahrscheinlich "Lonesome George" ist.

Auch hier folgt ein Zitat:


"Lonesome George is the last survivor of the dynasty of land tortoises from Pinta Island. He was found in December 1971 and taken to the Charles Darwin Research Station in March 1972.
All efforts to find other spedimens from that island have been in vain. He is now sharing his pen with two female tortoises of the population from Wolf Volcano [Verlinkung von mir]."


Tragisch, für jeden Mann...

Gerüchteweise haben wir gehört, dass man für den Fund eines weiblichen Exemplares der Unterart "Geochelone nigra abingdoni ", zu der George gehört, 10.000 US-Dollar bekommen würde.
Bis dahin lebt George mit Weibchen zusammen, die genetisch am ehesten zu ihm passen um Nachwuchs zu erzeugen.
Kurze Zeit nach unserem Besuch sollten die "Wolf"-Weibchen durch eine andere Unterart ersetzt werden. Durch welche ist mir aber in der Zwischenzeit leider entfallen.

Außerdem werden in der Station auch Landleguane gehalten, von denen aber nur drei Exemplare der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Auch die Landleguane sind mitlerweile vom Aussterben bedroht und werden durch das Programm der Charles-Darwin-Station nach und nach aufgestockt und ausgewildert.
So leben mitlerweile ungestört wieder Tiere auf Fernandina und Santa Fé.
Bedroht sind sie im nördlichen Teil und ausgerottet im südlichen Teil von Isabela, auf ganz Santiago und Santa Cruz.
Und durch die Wiederaufstockung der Bestände leben wieder mehrere Exemplare auf der Insel Baltra, ja, da, wo der Flughafen auch ist :D




Nach dem Besuch der Charles-Darwin-Foundation, hatten wir noch Zeit im Ort shoppen zu gehen, wobei wir uns aber auf ein Eis beschränkten und dabei einige Pelikane und diverse Seehunde beim Schlafen beobachteten.




Seehunde, die sich auch durch vorbeilaufende Menschen nicht aus der Ruhe bringen liessen

Danach gingen wir wieder an Bord zu einem leckeren Abendessen und baldiger Nachtruhe.
In der Nacht sollten wir zur Insel "San Cristóbal" übersetzen. Gespannt ob den Dingen, die wir dort erleben würden gingen wir zu Bett.


Während der Reise habe ich mich oft gefragt, ob es "richtig" ist, derart in die Natur einzugreifen.
Es stellte sich mir dabei folgende Sachlage:

Es werden die (negativen) Auswirkungen des Menschen auf die Natur kritisiert, mit der Begründung, dass diese Handlungen nicht der (natürlichen) Evolution entsprächen.
Zum Beispiel das Einschleppen von Ziegen, Ratten, etc., die nun die Population der Schildkröten auf de facto allen Inseln bedrohen.

Allerdings sind die Aufzuchtmethoden (durch den Menschen) auch nicht natürlich, was ebenfalls ein (positives) Eingreifen in die Evolution darstellt.

Nach Darwin's Theorie dürfte also kein (positiver) Eingriff stattfinden, da dies dem natürlichen Verlauf widerspricht: "Survival of the fittest".

Weiterhin könnte angenommen werden, dass der Mensch (als Teil der Evolution), sich auf evolutionäre Art und Weise so entwickelt hat, dass er zum Bau von Schiffen fähig ist, dies tut und so fremde Arten ins Galápagos-Archipel einschleppt, wo es zu einer weitergehenden Evolution kommt (s.o. "Survival of the fittest").

So wäre das Handeln des Menschen und seine Auswirkungen nicht widernatürlich, sondern ein Teil der Evolution.

Die Frage wäre nun: "Ist der Mensch (inkl. der technischen Errungenschaften) Teil der Evolution und haben alle seine Handlungen natürlichen Einfluss auf die Umwelt (im Bsp. auch das [positive] Aufziehen der Schildkröten) oder ist der Mensch der Evolution übergeordnet und kann daher in positivem oder negativem Sinne Einfluss auf die Natur ausüben?"

Mitlerweile bin ich zu der Ansicht gekommen, dass der Mensch, selbst wenn er aus der Evolution hervorgegangen ist, durch die Tragweite und der enormen Auswirkungen seiner Handlungen auf die Natur, zu einer größeren Verantwortung gerufen ist um diese zu erhalten, da die genannten Auswirkungen zur Vernichtung jeglichen Lebens führen könnten, was auch die Vernichtung des Menschen einschliesste, was es zu Vermeiden gilt.
Wohlgemerkt nicht im Status Quo "erhalten", da die Veränderung ein essentieller Bestandteil der Natur ist, welcher, wenn man diesen Ausschließte, nicht mehr natürlich wäre.
Das Erhalten bezieht sich hier also auf das Bewahren des von der Natur gesetzten Rahmens, welcher eine natürliche Entwicklung der Arten und Umstände erlaubt ohne diese durch technische Verfahren zu bedrohen. (Was aber eine Bedrohung durch Naturkatastrophen einschliesst, da diese im gesetzten Rahmen enthalten sind.)

Ergo sind Maßnahmen, die den negativen Auswirkungen des Menschen entgegenwirken legitim, da sie dem Erhalt der natürlichen Ordnung dienen.

Die Frage müsste also nun eher lauten: "Was kann der Mensch, als Teil dieser Welt, dafür tun um sie zu bewahren?"



Anmerkungen:
Um den Rahmen nicht zu sprengen habe ich mich entschieden, noch einen dritten (und evtl. vierten) Teil zu schreiben.
Ich habe bereits weniger Fotos benutzt, als ich eigentlich möchte.

Meiner Meinung nach ist es unumgänglich ein tiefergehendes Wissen zu besitzen um die Tragweite und Besonderheit eines so einmaligen Ortes wirklich begreifen und würdigen zu können, weswegen wir auch während der Reise (recht erfolgreich) danach strebten dieses Wissen zu bekommen, wodurch sich aber zu viele Informationen angesammelt haben um sie hier in einer ansprechenden Form dazustellen.
Die Verlinkungen dienen deshalb dazu, wenigstens zum Teil, dem geneigten Leser weiteres Hintergrundwissen zu vermitteln, welches ich nicht mehr in diesem Blog unterbringen konnte.

3 Kommentare:

  1. Hi Dirk,
    wieder ein toller Bericht.
    Papa und ich haben vorgestern im Fernsehen einen schönen Bericht über die Galapagos Inseln gesehen.
    Die Inseln sind schon sehr interessant.
    Liebe Grüße
    Mama

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  2. Hallo Dirk,
    wow, immer wenn ich lese bin ich sehr beeindruckt. Johanna hat ja auch schon viel erzählt, trotzdem wird mir nie langweilig und macht es immer noch Spaß über Eure Erlebnisse auf den Inseln zu lesen. Freue mich schon auf den nächsten Teil!
    Liebe Grüße aus Münster
    Doro P.S. Auch von Reinhard natürlich!

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  3. Freut mich, dass ihr Gefallen an den Berichten habt =)
    Bis die Tage..
    Dirk =)

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