Mittwoch, 15. September 2010

Die erste Arbeitswoche


An unserem ersten Arbeitstag wären Julika (eine Freiwillige aus Remscheid, die ebenfalls in meinem Projekt arbeitet) und ich fast zu spät zur Schule gekommen.

Am vorangeganenen Donnerstag sind wir extra mit Gina (der Direktorin der Partnerorganisation "VASE") den Weg zur Schule mit dem Bus gefahren, sodass wir uns merken konnten, wo wir einsteigen müssen und welchen Bus wir überhaupt nehmen müssen.

Allerdings ist der Bus nur an jenem Tag eine etwas andere Strecke gefahren, weswegen Julika und ich vergeblich auf ihn gewartet haben und schlussendlich mit dem Taxi zur Schule gefahren sind.

So kamen wir grade noch rechtzeitig in der Schule an, als auch schon die Nationalhymne zur Eröffnung der Einschulung erklang.

Die Kinder hatten sich den Klassen nach in Reihen aufgestellt (die aber, besonders von den Jüngeren, nicht so 100%ig eingehalten wurden) und sowohl die Kinder, als auch die Lehrer waren in Uniform bzw. Anzügen angezogen.

Außer den Eltern, die in legerer Kleidung auftraten hatten nur Julika und ich unsere Alltagskleidung an, was im ersten Moment ein wenig bedrückend, im Zweiten aber Gleichgültig von mir aufgefasst wurde, hatte uns doch niemand gesagt (und bis Heute auch niemand verlangt), dass wir uns chic anzuziehen hätten.

In den Ansprachen wurden nicht nur die Lehrer_innen und wir Freiwillige vorgestellt, sondern auch unter Anderem verkündet, an welchem Tag welche Art von Uniform zu tragen sei (Parade-, Sport- und legere Uniform).

Nachdem die Ansprache beendet und der Applaus verklungen war, kam auch Annabell (die Englisch-Lehrerin, die für uns zuständig ist) auf uns zu und eröffnete uns, dass wir nun nach Hause gehen könnten.

Leicht ungläubig,aber sehr amüsiert beendeten Julika und ich daraufhin unseren ersten Arbeitstag und machten uns mit dem Bus auf den Heimweg (der kein Problem mehr darstellte ;) )

Nach allem was ich bisher gehört habe ist diese Form der Einschulung jedoch allgemein üblich (wobei ich nicht weiß, ob sich das nur auf Quito oder ganz Ecuador erstreckt).



Etwas ungewöhnlicher war die Tatsache, dass wir die ganze Woche über nur von 8 – 10 Uhr arbeiten mussten, da die Schule in der ersten Woche nicht länger geöffnet ist.

Nichtsdestotrotz haben wir, nachdem wir uns am Dienstag allen Klassen vorgestellt hatten, ab Mittwoch mit dem Englischunterricht angefangen.

Dies ist nämlich unsere Hauptaufgabe im Projekt, den Kindern unser Wissen über Englisch weiter zu geben. Anfangs waren wir ein wenig von der Verantwortung den Kindern gutes Englisch beizubringen ein wenig bedrückt, jedoch hat sich dies schnell wieder gelegt, nach der Erkenntnis, dass niemand von uns verlangt, wie ausgebildete Lehrer_innen aufzutreten (was wir ja grade nicht könnten).

Außerdem werden wir auch nicht mit den Kindern allein gelassen, sondern es ist stets eine Lehrerin anwesend, die, falls uns das Ruder aus der Hand gleitet, wieder das Steuer übernehmen kann.

Dazu sind wir in der glücklichen Lage zwei umsichtige Vorgängerinnen gehabt zu haben, die uns nach Klassen geordnete Mappen mit ein bisschen Material und einer groben Übersicht über die von ihnen behandelten Themen hinterlassen haben. Da wir bereits gemerkt haben, wie hilfreich die Mappen für uns waren, haben wir beschlossen ebenfalls solche Mappen für unsere Nachfolger bereitzustellen.

Nebenbei haben wir aber noch für jeden Jahrgang ein, in Ausnahmen sogar zwei, Lehrbücher zur Verfügung, mit Hilfe derer wir den Unterricht vorbereiten.

Wir unterrichten dabei die dritte bis siebte Klasse, was vom Alter her der ersten bis fünften Klasse in Deutschland entspricht. Also von 6 bis, in unserem Fall, etwa 12 Jahren, da sich die Klassen mit dem Alter ein wenig überschneiden.

Die Kinder, die ich bisher kennenlernen durfte (vornehmlich aus den Klassen 3 bis 5), sind mehr als warmherzig.

Wenn wir den Klassenraum betreten, schallt uns ein freudiges "Good morning, teacher!" (welches die Kinder schon vorher kannten) entgegen und viele Kinder reichen uns die Hand oder Umarmen uns.



In den wenigen Tagen, die wir nun schon hier sind, haben sich die Berührungen schon deutlich vermehrt. Waren es am Anfang nur ein oder zwei Kinder, die eine Umarmung haben wollten, so sind es nun mehr, die sich teilweise auch wie beiläufig aber auch nur für einen Moment am Arm festhalten.

Ich weiß noch nicht, welche Bedeutung diese Berührungen für die Kinder haben, allerdings lasse ich sie mir gerne gefallen, zumal ich denke, dass es den Kindern nur zu Gute kommen kann, wenn sie ein wenig Nähe empfinden.


In dieser Woche haben wir größtenteils mit der Vorstellung (Name, Alter und Heimatland) auf Englisch begonnen, wobei dies hauptsächlich im Frontalunterricht geschieht.

Vor allem aber in der dritten Klasse versuchen wir den Kindern spielerisch etwas beizubringen, da diese ohnehin sehr bewegungsbedürftig sind und sich nicht allzu lange konzentrieren können.

So haben wir heute z.B. erst ein kleines Spiel gespielt ("Obstsalat") und im Anschluss haben wir mit den Kindern Früchte gebastlet, anhand derer wir die Farben auf Englisch wiederholt haben.

Darauf aufbauend wollen wir in der nächsten Stunde die Früchte auf Englisch erklären.

So sind Julika und ich im Allgemeinen darum bemüht einen abwechslungsreichen Unterricht zu gestalten, um das Interesse der Kinder zu wecken und so nachhaltige Lernerfolge zu erzielen.

Natürlich müssen auch wir erst lernen, wie guter Unterricht auszusehen hat, jedoch denke ich, dass wir auf die richtige Motivation zurückgreifen können und so wird sich vieles mit der Zeit von selbst ergeben.


Wenn sich in den kommenden Tagen langsam der Alltag einstellt, werde ich mich auf die Suche nach einem Karate- oder sonstigen Sportverein machen und anfangen Salsa- (und vielleicht noch Spanisch-) Stunden zu nehmen. Das hängt dann aber sowohl von meiner Zeit, als auch den Finanzen ab.

Morgen fahre ich mit meiner Familie zum "Mitad del Mundo" (an dieser Stelle darf gegoogelt werden ;) ) und letzten Samstag bin ich schon zusammen mit einigen anderen Freiwilligen auf den Pinchincha gefahren.

Aber davon erzähle ich euch dann beim nächsten Mal ;)

Bis dahin, liebe Grüße aus Quito, Ecuador!

Dirk

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